Akupunktur

Die Akupunktur (lat. acus = Nadel, pungere = stechen) hat in der Medizin eine Jahrtausende alte Tradition und ist Teil der Traditionellen chinesischen Medizin (TCM). Die TCM geht davon aus, dass die Lebensenergie des Menschen in Bahnen fließt, den sogenannten Meridianen.

Über 360 Akupunkturpunkte sind auf den 12 Hauptmeridianen zu lokalisieren. Mit dünnen Nadeln werden diese Punkte „genadelt“ also aktiviert. Dadurch werden körpereigene Selbstheilungsprozesse aktiviert um die Gesundheit zu stärken und Krankheiten zu lindern oder zu heilen.

Akupunktur ist vielen Studien zufolge eine wirksame, sichere und ökonomisch sinnvolle Therapiemaßnahme. Für die weltweit größte Akupunkturstudie sind drei Millionen Behandlungen von 300.000 Patienten ausgewertet worden, teilte die Berliner Charité mit.

Demnach ging es neun von zehn Allergikern auch sechs Monate nach der Behandlung noch deutlich besser. Auch 75 Prozent der Patienten mit Kopf- oder Lendenwirbelsäulenschmerzen und 82 Prozent der Asthmapatienten profitierten nachhaltig von der Therapie.

„Man hat herausgefunden, dass Akupunktur auch bei Patienten mit jahrelanger Vorgeschichte der Beschwerden zu einer erheblichen Steigerung der Lebensqualität führt“ sagte der Direktor des Instituts für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie der Charité, Professor Stefan Willich.

In die Studie wurden Patienten mit chronischen Volkskrankheiten wie Rückenschmerzen, allergischem Schnupfen, Kniegelenksschmerzen und Frauen mit Regelbeschwerden aufgenommen. Die Ergebnisse wurden im "Deutschen Ärzteblatt" (Jahrgang 103, Heft 4, S. A196) veröffentlicht.

 

Anwendung

Eine Akupunktursitzung dauert ca. 20 bis 30 Minuten, manchmal auch länger, bei Kindern max. 20 Minuten. Der Patient sitzt oder liegt ruhig und entspannt. Es werden sterile Einmal-Nadeln aus Stahl verwendet, die besonders dünn und fein sind. Abhängig von der vorherigen, ausführlichen Diagnose können pro Sitzung bis zu 16 Nadeln, in Sonderfällen auch mehr, verwendet werden.

Die Anzahl der Behandlungen richtet sich ebenfalls nach der Diagnose, i. d. R. reichen 10-15 Sitzungen.

 

Anwendungsbeispiele (alphabetisch)

Im Jahre 2003 veröffentlichte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine Liste mit möglichen Indikationen:

Atemwegserkrankungen:

  • Asthma bronchiale
  • Bronchitis
  • Hyperreagibles Bronchialsystem (überreaktives Bronchialsystem)
  • Pseudokrupp (Atemwegsentzündung bei Kindern)

Erkrankungen der Haut:

  • Neurodermitis
  • Urtikaria (Nesselsucht)

Erkrankungen des Stütz- und Bewegungssystems:

  • Arthralgien (Gelenkschmerz)
  • Arthritis (entzündliche Gelenkerkrankung)
  • Arthrosen (degenerative Gelenkerkrankung)
  • BWS-Syndrom (Schmerzen in der Brustwirbelsäule)
  • Epikondylopathien (Tennis- oder Golferellenbogen)
  • Gonarthrose (Kniegelenks-Arthrose)
  • Gonalgie (Kniegelenksschmerzen)
  • HWS-Syndrom (Schmerzen in der Halswirbelsäule)
  • Ischialgie (Ischiasschmerzen)
  • Karpaltunnelsyndrom (Handwurzelschmerz durch Nervenkompression)
  • Koxarthrose, Koxalgie (Arthrose bzw. Schmerzen im Hüftgelenk)
  • Lumbago („Hexenschuss“)
  • LWS-Syndrom (Schmerzen in der Lendenwirbelsäule)
  • Myofasziale Schmerzsyndrome (Muskelbinden- und Sehnenschmerz)
  • Periarthritis humeroscapularis (Gewebenetzündung)
  • Pseudoradikulärsyndrome / Radikulärsyndrome (Nervenwurzelschmerzen)
  • Schulter-Arm-Syndrom
  • Tendinopathien (Erkrankungen der Sehnen, z. B. Tennis-Ellenbogen, Achillessehnenentzündung)
  • Tortikollis („Schiefhals“)

Gastrointestinale Erkrankungen:

  • Cholezystitis (Entzündung der Gallenblase)
  • Colon irritabile (Reizdarm)
  • Colitis ulcerosa (Darmentzündung)
  • Gastroenteritis (infektiöse Magen-Darm-Entzündung)
  • Gastritis (Magenschleimhautentzündung)
  • Hepatitis (Leberentzündung)
  • Hyperemesis (übermäßiges Erbrechen)
  • Magen-Darm-Störungen, funktionell (Magen-Darmbeschwerden ohne organische Ursache)Morbus Crohn (Darmentzündung)
  • Singultus (Schluckauf)
  • Obstipation (Verstopfung)
  • Ösophagitis (Entzündung der Speiseröhre)
  • Ulcus duodeni (Zwölffingerdarm-Geschwür)
  • Ulcus ventriculi (Magengeschwür)

Gynäkologische Krankheitsbilder:

  • Dysmenorrhoe (starke Schmerzen vor und während der Menstruation)
  • Fertilitätsstörungen (Fruchtbarkeitsstörungen)
  • Frigidität (Störungen sexuellen Empfindens)
  • Geburtsvorbereitung, Geburtseinleitung, Geburtserleichterung
  • Klimakterische Beschwerden (Wechseljahrsbeschwerden)
  • Laktationsstörungen (Störungen des Milchflusses bei Stillenden)
  • Mastopathie (Veränderungen des Brustgewebes)
  • Prämenstruelles Syndrom (Beschwerden vor der Menstruation)

Herz-Kreislauf-Erkrankungen:

  • Angina pectoris (Brustenge bei koronarer Herzerkrankung, s. u.)
  • Durchblutungsstörungen
  • Funktionelle Herzerkrankungen (Herzbeschwerden ohne organische Ursache)
  • Herzrhythmusstörungen
  • Hypertonie (Bluthochdruck)
  • Hypotonie (niedriger Blutdruck)
  • Koronare Herzerkrankungen (Erkrankungen durch Einengung oder Verschluss der Herzkranzgefäße, z. B. Herzinfarkt)

Neurologische Erkrankungen:

  • Fazialisparese (Lähmung des Fazialis-Gesichtsnervs)
  • Gesichtsschmerz, atypisch
  • Interkostalneuralgie (Nervenschmerzen im Zwischenrippenbereich).
  • Lähmungen
  • Migräne
  • Parästhesien (Missempfindungen)
  • Phantomschmerz
  • Polyneuropathie (Nervenentzündung)
  • Spannungskopfschmerz
  • Trigeminusneuralgie (Entzündung des Trigeminus-Gesichtsnervs)
  • Vegetative Dysfunktion (Fehlsteuerung des unbewussten Nervensystems)
  • Zosterneuralgie (Nervenentzündung durch Herpes Zoster)

Psychiatrische und psychosomatische Störungen und Suchterkrankungen:

  • Adipositas („Fettsucht“)
  • Bulimie (Ess-Brech-Sucht)
  • Depressive Verstimmungen, Depression
  • Entgiftungsbehandlung und Therapiebegleitung bei Suchterkrankungen
  • Erschöpfungszustände
  • Psychovegetatives Syndrom (Beschwerden durch seelisch-nervliche Fehlsteuerung, „schwaches Nervenkostüm“)  
  • Schlafstörungen
  • Unruhezustände

Urologische Erkrankungen:

  • Cystitis (Blasenentzündung)
  • Enuresis nocturna (Bettnässen)
  • Harninkontinenz (unwillkürlicher Harnabgang)
  • Impotenz
  • Prostatitis (Entzündung der Vorsteherdrüse)
  • Pyelonephritis (Nierenbeckenentzündung)
  • Reizblase
  • Urogenitalbeschwerden ohne organische Ursache (funktionell)